Würzburg/Schweinfurt (POW) Über den Alltag auf der Palliativstation des Schweinfurter Krankenhauses Sankt Josef hat Bischof Dr. Franz Jung auf dem Social-Media-Kanal Instagram @bistumwuerzburg am Montagabend, 19. April, mit Chefärztin Dr. Susanne Röder und Stationsleiter Ralf Holzinger von der Palliativstation des Schweinfurter Krankenhauses Sankt Josef gesprochen. Unter dem Hashtag #ausgetauscht setzte er zur „Woche für das Leben“ seine in der Fastenzeit gestartete Reihe von Gesprächen fort und dankte seinen Gesprächspartnern stellvertretend für alle, die sich in Hospiz- und Palliativarbeit engagieren, für den wertvollen und wichtigen Dienst.
Beide Gesprächspartner betonten, dass der Schwerpunkt ihrer Arbeit die Linderung und die ganzheitliche Begleitung seien. Dabei spielten neben den medizinischen Aspekten auch soziale und spirituelle Bedürfnisse eine wichtige Rolle. Bischof Jung interessierte sich unter anderem dafür, ob Patienten, die auf die Palliativstation kommen, immer die Kenntnis mitbringen, wie es um sie steht. Das hänge immer davon ab, wie lange die Person jeweils schon mit der Krankheit lebe, erzählte Holzinger. Er berichtete von einem Patienten, der erst im Februar die Krebsdiagnose erhalten habe und danach eine Chemotherapie durchlaufen habe. Bischof Jung sagte, in derartigen Fällen sei sicher viel Einfühlungsvermögen notwendig. Chefärztin Röder stimmte zu und betonte: „Kommunikation ist in der Ausbildung für Palliative Care zentral.“ Es sei bei dieser Form der Arbeit ganz entscheidend, offen auf jeden einzelnen Menschen zuzugehen und zu fragen: „Was willst Du, dass ich Dir tun soll?“
Die Bedürfnisse seien dabei so unterschiedlich wie das soziale Umfeld der Patientinnen und Patienten. „Manche leben wirklich ganz alleine, andere haben eine Großfamilie“, berichtete Holzinger, der wie Röder zur Gründungsmannschaft der Schweinfurter Palliativstation gehört. In Nicht-Coronazeiten sei es schon öfters vorgekommen, dass dann das Wohnzimmer der Station mit Menschen gefüllt sei, die alle genau wissen wollten, wie es um den jeweiligen Patienten stehe. Von „offenem Herz und offenem Ohr“ sei der Umgang mit Patienten wie Angehörigen bestimmt, sagte der Pfleger.
„Wir sind gewohnt, über Angst zu reden“, sagte Röder. Als Ärztin auf der Palliativstation gebe sie Angst einen Raum, zugleich sei es ihr aber wichtig dafür zu sorgen, dass diese nicht zum alleinigen Thema werde. So sei erst kürzlich aus der Frage eines Patienten, der wissen wollte, wie die Ärzte sicherstellten, dass er wirklich tot sei, wenn er in den Sarg gelegt werde, ein langes Gespräch entstanden. An dessen Ende habe sich der Mann dankbar für die Fülle und Vielfalt seines Lebens gezeigt. „Fühlen Sie sich in solchen Situationen beschenkt?“, wollte der Bischof wissen. Ja, vor allem durch die Vielfalt der Lebenslinien der Menschen, die man auf Station kennenlernen dürfe, beschied ihm Holzinger.
Die Ärztin wie der Pfleger berichteten dem Bischof davon, dass der Glaube für sie bei der täglichen Arbeit wichtiger Rückhalt sei. „Es geschieht durch mich oft etwas, was man nicht ‚machen‘ kann“, erklärte Röder. Sie sei zudem sehr dankbar, dass die Deutsche Bischofskonferenz „Leben im Sterben“ als Thema der aktuellen „Woche für das Leben“ aufgegriffen habe. Holzinger erklärte, der Glaube helfe dabei, die Dinge einzuordnen und zu reflektieren.
Auf Nachfrage des Bischofs bestätigten ihm die beiden Gesprächspartner, dass es regelmäßig Patienten gebe, die ihnen gegenüber den Wunsch nach einem schnellen Tod äußerten. „Es ist gut und wichtig, dass der Patient das zu äußern wagt“, sagte die Ärztin. Dahinter stehe ein Vertrauensbeweis. Die Erfahrung zeige, dass der Wunsch schnell verschwinde, wenn den Menschen beispielsweise als unerträglich wahrgenommene Schmerzen gelindert würden. Dann gelinge es vielen, auch wieder die „vollen Scheunen“ des Lebens wahrzunehmen statt des „leeren Stoppelfelds“.
Das komplette Gespräch steht auf dem YouTube-Kanal des Bistums Würzburg zum Nachschauen online.