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Sommer in den Haßbergen

Rudi Langer hat einen gut bestellten Acker hinterlassen

„Lass dich auf die Menschen und ihre Bedürfnisse ein. Schaue zu, dass ‚Servicewüste’ im Dekanat Haßberge keine Chance hat und die Menschen dagegen vom ‚Serviceparadies’ sprechen“. Mit zwei Empfehlungen übergab Rudi Langer seiner Nachfolgerin Mirjam Wolf symbolisch den Schlüssel für das 1975 eröffnete Diözesanbüro in Haßfurt. Und warum das? Nach fast drei Jahrzehnten als dessen Leiter ging der 63-Jährige vor einigen Wochen in den verdienten Ruhestand.

Bereits seit Anfang Oktober leitet Wolf die Geschicke und weiß, dass dort vielfältige Aufgaben auf sie warten. Die 46-jährige aus Haßfurt, die inklusive einer Elternzeit-Unterbrechung 25 Jahre lange als Verwaltungskraft im Diözesanbüro und der Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit gearbeitet hat, würde „gerne Ansprechpartner für Menschen sein, die Unterstützung und Hilfe suchen. Natürlich“, fügt sie hinzu, „möchte ich auch trotz der beruflichen Veränderungen noch genügend Zeit für meine Familie haben.“

Rudi Langer habe ihr einen „gut bestellten Acker“ hinterlassen. „Eigene Ideen habe ich trotzdem.“ Ihre Hauptaufgaben liegen in der Vernetzung der diözesanen Dienststellen in Würzburg und den Pfarreiengemeinschaften sowie kirchlichen und sozialen Einrichtungen im Dekanat Haßberge. Das Diözesanbüro arbeitet eng mit dem Dekan, Dekanatsreferenten und den Dekanatsbeauftragten zusammen. Unterstützt werden die hauptamtlichen Mitarbeiter vor Ort, wie Seelsorgerinnen und Seelsorger oder Pfarrbüroangestellte. Ganz besonders wichtig ist die Unterstützung der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter: Dekanatsräte ebenso wie Pfarrgemeinderäte, Kommunionhelfer oder Seniorenkreisleiter, die sich in ihren Gemeinden engagieren. „Wir organisieren auch Veranstaltungen, Fortbildungen, Fahrten“, sagt Wolf, die zudem auf das „große Feld“ Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat über Homepage und Newsletter verweist. Nicht zu vergessen der normale Büroalltag mit Schriftverkehr, Finanzverwaltung und Buchhaltung.

Warum aber hat sie diese neue Herausforderung eigentlich übernommen? „Ich gehe auch nach 25 Jahren im kirchlichen Dienst jeden Tag gerne und mit Freude ins Büro“, begründet Mirjam Wolf, die sich in den letzten drei Jahren berufsbegleitend zur Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen und Ausbilderin weiterqualifiziert hat. Die Aufgaben und Arbeitsfelder seien „vielfältig und interessant. Kreativität, selbstständiges Arbeiten, eigene Idee einbringen und entwickeln – und dies alles mit einem kollegialen Team.“

Rudi Langer kann demnach völlig entspannt seinen neuen Lebensabschnitt genießen. Und der dreifache Familienvater blickt auch „eindeutig positiv“ auf sein umfangreiches Arbeitsleben bei „Mutter Kirche“ zurück. Der Ebelsbacher, nach seinem Sozialpädagogikstudium von 1979 bis 1988 als Jugendreferent in der Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit (KJA) mit dem ehemaligen Regionaljugendseelsorger Reiner Fries tätig, ist der festen Überzeugung, dass die Kirche „im Vergangenen, wie im Künftigen“ sichere Arbeitsplätze „mit einer gehörigen Portion Verantwortung, aber auch persönlichem Freiraum ausgestattet“, anbietet. So wie ihm und seinen neun ehemaligen Kollegen und Kolleginninnen der einzelnen Diözesanbüros von Aschaffenburg bis Bad Neustadt.

Bedeutsam waren Langer stets die Begegnungen mit Menschen, „die zum Teil eine Generation älter waren, aber auch deutlich jünger. Die gesamte Bandbreite also“, lacht er. Vor allem aber deren Sicht auf die Dinge, „sowohl rückblickend als auch in die Zukunft gewandt. Die Rahmenbedingungen ändern sich immer wieder. Anfangs“, erinnert er sich, „waren noch mehrere Frauen- und Männerorden über die Dekanate Ebern und Haßfurt verbreitet. Heute keine mehr.“ Stark rückläufig sei zudem der Bestand an Priestern sowie Gemeinde- und Pastoralreferenten.

Richtig froh ist der 63-Jährige über die „Eine Welt-Arbeit“ mit dem Aspekt des fairen Handels und der Eröffnung des ersten Ladens in Haßfurt vor 31 Jahren. „Durch das engagierte Mitmachen zahlreicher Ehrenamtlicher läuft er bis heute“, freut er sich. Im gleichen Atemzug verweist er bei seinem persönlichen Arbeitsleben-Rückblick auf den ökumenischen Verein „Bibelwelten“, den er zusammen mit Pfarrerin Otminghaus 2005 ins Leben rief. „Er entstand letztlich aus der Erfolgsgeschichte Ostergarten, mit dem wir mittlerweile rund 30 000 Besucher im Bibelturm begrüßen konnten.“ Dazu gehöre noch der Bibelgarten sowie die Jesus-Ausstellung im Bibelkeller unterhalb des Kupsch-Marktes in Haßfurt. Außerdem der begehbare Adventskalender mit täglichen Fensteröffnungen im Dezember.

Keine Frage: Rudi Langer kümmerte sich in all den Jahren um viele „Baustellen“. Ob er dabei den (eigenen) Ansprüchen gerecht werden konnte? „Darauf sollen Andere eine passende Antwort geben“, will er sich nicht selbst ein Zeugnis ausstellen. Doch er ist der Meinung, dass man dann ein gutes Arbeitsergebnis erzielt, „wenn man motiviert ist, gut gelaunt an eine Sache herangeht.“ Auch im kirchlichen Dienst spiele der Spaßfaktor eine Rolle. „Der kann sich bei einem erfrischenden Telefonat einstellen oder auch durch die Zusage des begehrten Referenten für die Fortbildungsveranstaltung.“ Auch wenn man „mit einem Bus voller Ehejubilare von einem Empfang des Bischofs aus Würzburg zurück ins Dekanat kommt, die Ehepaare glückselig über das ganze Gesicht strahlen und sich bedanken.“ Nach seinem von sich an ihm selbst gestellten Anspruch sah er im Diözesanbüro „eine Anlaufstelle für Dinge von ‚Gott und der Welt’“.

„Natürlich“, das räumt der Ebelsbacher ohne Ausreden ein, habe er „einige Hürden“ wahrgenommen und überwinden müssen. Etwa in der Position und Rolle des Laien, des Nicht-Klerikers, auch die Trennung der christlichen Kirchen, bei halbherzigen ökumenischen Gehversuchen oder mangelnder Übereinstimmung von Reden und Tun. „Jeder Christ sollte sich selbst die Frage beantworten, was er mit diesem Merkmal, ein „Kind Gottes sein“, aus seinem Leben machen will“, rät er für die Zukunft. Der Kinder- oder Schülerglaube tauge seiner Meinung nach „vielleicht nicht fürs ganze Leben.“ Dabei verweist er auf die enorm wichtige „Erste-Hilfe-Ausbildung“, die lediglich „eine gewisse Zeit“ im Leben taugt. „Dann allerdings bedarf es regelmäßig einer Auffrischung und Aktualisierung“. Auch beim Glauben stelle sich die Frage: Ist es Zeit für ein „Update“. Außerdem sollten die Gläubigen „ihre Sache vermehrt selbst in die Hand nehmen und für kirchliches Leben in ihrem Lebensumfeld sorgen, statt auf einen hauptamtlichen Seel-Sorger zu warten.“

Nachdem in der Diözese Würzburg derzeit eine Neustrukturierung in Planung ist, wartet Mirjam Wolf dennoch „gespannt“ auf Änderungen im Dekanat Haßberge. Wie finden die neuen Seelsorgeeinheiten einen gemeinsamen Weg? Erreichen wir mit unseren kirchlichen Angeboten die Menschen? Haben wir genügend personelle Ressourcen, die Menschen in schwierigen Lebenslagen zu begleiten? Das sind nur drei Fragen, welche die neue Leiterin des Diözesanbüros beschäftigen. Nun muss sie abwarten, wann und vor allem welche Antworten sie bekommt.

Ralf Naumann